Wer einen Roman schreibt, entscheidet sich gegen die Wahrheit, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen.
Du bist Journalist*in. Was ändert sich, wenn deiner Fantasie plötzlich keine Grenzen mehr gesetzt sind?
Alles.
Der Reporter und Romanautor Dirk Kurbjuweit hat es einmal so beschrieben: „Ein Problem des Romans ist, dass er mehr Plausibilität braucht als das Leben. In einer Reportage kann man jede Geschichte aus der Wirklichkeit erzählen, selbst die abstruse. Sie wird glaubwürdig durch die Recherche, also durch die Annahme des Lesers, dass der Reporter tief in die Realität eingedrungen ist, dass deshalb stimmt, was er schreibt. Eine fiktionale Erzählung dagegen muss einleuchten. Das ist ein Paradox: Die Fiktion soll wirklich wirken, während die Wirklichkeit unwirklich wirken darf, solange sie gut belegt ist.“
Wir starten am Montag 18. September 2023.
Zunächst sind Laura Cwiertnia und Alena Schröder, Alexander Osang und Jan Weiler zu Gast. Sie berichten euch von ihrer eigenen Schreibpraxis, führen euch ein in Arbeit und Strukur. Wie kommen sie von einem Wust an Ideen zu einem lesbaren Text? Was unterscheidet journalistische und literarische Sprache? Was sind gängige Konzepte literarischen Erzählens? Absatz für Absatz erläutern sie, wie sie ihre Romane anlegen, vorantreiben, vollenden.
Am Freitag kommen Duygu Maus von Penguin und Martina Klüver von Luchterhand/btb, zwei erfahrene Lektorinnen, die viele erfolgreiche Romanprojekte betreut haben. Einen Tag lang diskutieren sie eure Ideen und Exposes.
Denn: Diese Masterclass ist eine Werkstatt. Sie wendet sich an jene unter euch, die einen Roman schreiben wollen. Die erste Ideen oder sogar schon ein Exposé in der Schublade haben und ihr Projekt nun mit neuem Schwung angehen wollen.
Wer schon einmal an der Reportageschule war, weiß, wie familiär es dort zugeht. Abends sitzen wir gemeinsam im Schulgarten, trinken Limonade und diskutieren über unsere Projekte.
Es gibt 12 Plätze.
Der Teilnahmebeitrag ist 749 Euro. Es kommt keine Mehrwertsteuer dazu! Darin enthalten: ein Mittagsbuffet.
Wer sich schnell anmeldet, kann in einem der WG-Zimmer der Reportageschüler*innen wohnen. Bitte gebt uns einen Hinweis.
Hast du eine Frage? Dann schreib an Ariel, ah@reportageschule.de
Masterclass: Von der Reportage zum Roman
Reportageschule Reutlingen
Mo, 18. bis Fr, 22. September 2023. Wir starten morgens um 8 Uhr, mittags um 12 Uhr gibt es ein gemeinsames Essen, um 16 Uhr ist Ende.
Anmeldung über diesen LINK.
Das Team
Alexander Osang,
geboren und aufgewachsen in Ostberlin. Schlosserlehre in Neubrandenburg. Journalistikstudium in Leipzig. Ab 1990 Reporter bei der Berliner Zeitung, ab 1999 Reporter beim SPIEGEL. Mehrere Buchveröffentlichungen, zuletzt: „Die Leben der Elena Silber“, Roman, 2019, „Fast hell“, Novelle, 2021, „Darf man um seine Katze weinen, wenn Deutschland Weltmeister wird?“, Kolumnen, 2018, „Das letzte Einhorn“, Reportagen, 2022, Drehbücher: „Die Nachrichten“, Spielfilm, 2006, „The Next Level“, Miniserie, 2023. Verheiratet, drei Kinder, lebt in Berlin.
Laura Cwiertnia
ist Redakteurin der Wochenzeitung die ZEIT. Geboren 1987, studierte sie in Köln und dem spanischen Granada. Nach Stationen bei ZEIT Campus und dem ZEIT-Wirtschaftsressort schreibt sie heute vor allem für das Green-Ressort der ZEIT, das sie mitentwickelt und anderthalb Jahre stellvertretend geleitet hat. 2022 erschien ihr autofiktionaler Debüt-Roman „Auf der Straße heißen wir anders“ im Klett-Cotta-Verlag, für den sie mehrfach ausgezeichnet und zu über 40 Lesungen in ganz Deutschland eingeladen wurde.
Alena Schröder,
geboren 1979, arbeitet als freie Journalistin und Autorin in Berlin. Sie hat Geschichte, Politikwissenschaft und Lateinamerikanistik in Berlin und San Diego studiert und die Henri-Nannen-Schule besucht. Nach einigen Jahren in der ›Brigitte‹-Redaktion arbeitet sie heute frei u.a. als ›Brigitte‹-Kolumnistin. Gemeinsam mit Till Raether spricht sie in ihrem Podcast »sexy und bodenständig« über das Schreiben. Sie ist Autorin mehrerer Sachbücher, ihr Debütroman „Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ (dtv, 2021) stand viele Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, ihr zweiter Roman „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ erscheint Im August 2023.
Jan Weiler,
1967 in Düsseldorf geboren, ist Journalist und Schriftsteller. Er besuchte die Deutschen Journalistenschule und arbeitete dann elf Jahre lang beim Süddeutsche Zeitung Magazin in unterschiedlichen Funktionen, die letzten fünf Jahre als Chefredakteur. Seit Mai 2005 ist Jan Weiler freier Schriftsteller. Er schreibt Romane, Kolumnen, Drehbücher, Hörspiele und dann und wann auch Reportagen. Im Herbst 2003 erschien „Maria, ihm schmeckt’s nicht“, eines der erfolgreichsten Romandebüts der Nachkriegszeit. Später wurde das Buch mit Christian Ulmen in der Hauptrolle verfilmt und erreichte im Kino 1,3 Millionen Zuschauer. Es folgten unter anderem "Mein Leben als Mensch", "Kühn hat zu tun" und "Der Markisenmann". Im März 2014 erschien „Das Pubertier“ und stand über 50 Wochen in der Spiegel-Bestseller-Liste.
Martina Klüver
ist Senior Editor im Luchterhand Literaturverlag und im btb Verlag. Sie betreut deutsche und internationale Autor*innen, u.a. Ferdinand von Schirach, Kristine Bilkau, Terézia Mora, Leïla Slimani, Elizabeth Strout, Khuȇ Pham und Nava Ebrahimi. Studium in Tübingen, Paris und Madrid.
Duygu Maus
Duygu Maus studierte Komparatistik und Filmwissenschaft in Mainz. Danach arbeitete sie mehrere Jahre im Lektorat Heyne und war Übersetzerin im Ausland. Heute ist sie Lektorin im Penguin Verlag.
Ariel Hauptmeier
leitet die Reportageschule und diesen Workshop. Er war Redakteur bei GEO und Textchef bei Correctiv und ist einer der Macher beim Reporter:innen-Forum.